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Die Medien überschlagen sich ja zur Zeit wenn es um das Thema Sexarbeit geht. Kaum ein Sender, der nicht irgendeine Talkshow zum Thema Prostitutionsgesetz 1) aussendet.
Immer wieder ist die Rede von Zwangsprostitution und Menschenhandel.
Immer wieder wird mit aus der Luft gegriffenen Zahlen argumentiert.
Immer wieder reden vermeintlich Fachkundige über unseren Berufsstand ohne jemals mit einer von uns in Kontakt getreten zu sein.
Sollte es doch Mal eine Talkshow geben, wo eine von uns eingeladen ist, dann heißt es gleich, dass diese sich freiwillig prostituierende Kollegin ja eine große Ausnahme ist und überhaupt nicht repräsentativ. Wie kommt die Öffentlichkeit zu dieser Meinung? Wieso meinen so viele zu wissen wie unser Arbeitsalltag aussieht? Wieso steht eigentlich fest, dass man der Prostitution nicht freiwillig nachgehen kann?
Es wird Zeit, dass die Diskussionen sachlicher und seriöser werden. Es wird Zeit, dass wir sichtbar werden, damit man uns in die Diskussionen einbinden kann.
Wir, die wir Sexarbeit als Beruf sehen und diesen sehr bewußt gewählt haben, haben nun einen deutschlandweiten Zusammenschluss gegründet.
Es ist viel mehr als ein Zusammenschluss - es soll ein Berufsverband werden.
Wir sind keine Ausnahmen.
Wir sind viele.
Wir, die wir nicht gerettet oder bevormundet werden wollen, denn wir wissen selber am besten, was gut für uns ist.
Als sich am Samstag, den 20.April, langsam unser Tagungssaal in Frankfurt füllte und über 50 tolle Frauen, Männer und TS an der Gründung einer Deutschen Sexworker-Organisation mitwirken wollten, war ich total erleichtert.
Es hatte geklappt.
Huren sind also doch nicht uninteressiert, unpolitisch und unorganisiert, wie mir vermeintlich weise Stimmen weis machen wollten.
Unsere Moderatorin peitschte uns durch den Tag, und die Bereitschaft zur Mitarbeit war enorm. Ich konnte es kaum glauben, wie viel Energie da war.
Es wurden zunächst unsere brennenden Themen herausgearbeitet und dann dazu AGs mit konkreten Zuständigkeiten gebildet.
Von wegen unorganisiert.
Das nächste Treffen, wo wir dann auch die ersten Statements beschließen werden, dem Kind einen Namen geben und an die Öffentlichkeit treten, ist im Oktober. Alle in der Sexwork Tätigen sind dann herzlich eingeladen und können jederzeit mit einsteigen.
Mehr dazu auf der Webseite: www.berufsverband-sexarbeit.
Wir freuen uns auch über Anregungen und Ideen
und natürlich über Spenden, die unsere Arbeit sehr vereinfachen.
Ich selber bin stolz diesen Zusammenschluss mit gegründet zu haben und investiere gerne viel Zeit und Energie in die weitere Arbeit.
1) Prostitutionsgesetz
Inhalt -> https://www.gesetze-im-internet.de/prostg/BJNR398310001.html
Infos -> https://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgesetz
Literatur -> Margarete Gräfin von Galen: Rechtsfragen der Prostitution. Das ProstG und seine Auswirkungen. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51005-1 (zugleich: Bern, Universität, Dissertation, 2004).
Evaluation, des ProstG -> https://www.bmfsfj.de/resource/blob/93344/372c03e643f7d775b8953c773dcec8b5/bericht-der-br-zum-prostg-broschuere-deutsch-data.pdf
Ausarbeitung der Evaluation des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages -> https://www.bundestag.de/resource/blob/407090/2c019d78d6c97dca881a6026da5267ba/wd-7-141-07-pdf-data.pdf