Der Mann, der sich nicht fallen lassen konnte

Gedankengänge eines Kopfmenschen

Johanna Weber -- 30.07.2016   Themen: Anfänger Gedanken Strumpfhose Kompliziertes

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Nie hätte ich das gedacht. Das Spiel mit Urs war einfach nur genial. Schon nach wenigen Minuten hatte ich ihn in meinem Bann. Das hatte ich nicht erwartet, denn nach dem was er mir alles im Vorwege geschrieben hatte, hörte ich die Nachtigall trapsen. Ich rechnete mit einem schwierigen Kandidaten, der sich kaum oder gar nicht fallen lassen kann und mir sofort wieder entgleiten würde.

Er war schon bei verschiedenen Kolleginnen gewesen, und das hätte ihm auch alles gut gefallen, aber der Kick hätte gefehlt. Er schilderte minutiös, was die Kolleginnen denn alles so mit ihm gemacht hatten. Dabei beschrieb er ausschließlich die handwerklichen Tätigkeiten. Diese wurden anscheinend zu seiner Zufriedenheit ausgeführt. Kein Wort davon, was das denn mit ihm selber gemacht habe. Er hatte also nur konsumiert und sich nicht hingegeben. Die Kolleginnen hatten ihn nicht "greifen" können.

So nenne ich diesen Moment, an dem ich merke, dass mein „Spielpartner“ zu meinem „Spielzeug“ wird.

Der Moment, an dem er sich mir ergibt und in meinen Händen zerfließt. Der Moment, an dem er bereit ist quasi alles für mich zu tun und nichts anderes mehr will als von mir benutzt zu werden.

Das ist natürlich mein Ziel in jeder Session. Es gelingt mir auch sehr oft, aber eben nicht immer. Wieso sollte es mir bei jemanden mit solch einer Vorgeschichte gelingen? Ich weiß, dass ich gute Sessions mache. Nach acht Jahren habe ich doch einige Erfahrung, aber ich neige nicht zur Selbstüberschätzung.

Auch ich koche nur mit Wasser.

In diesem Fall hatte ich natürlich die bessere Ausgangssituation als die Kolleginnen, denn sie hatten sich ja schon an ihm abgearbeitet. Einerseits wußte er nun zumindest ein wenig, was ihn denn so anmacht und was nicht, und andererseits konnte ich diese Vorarbeit für die Sessionsgestaltung nutzen.
Nun saß er mir im Vorgespräch gegenüber. Er war leicht nervös aber angenehm. Er machte es mir nicht leicht, denn er warf beiläufig das eine oder andere Kopfkino ein, was überhaupt nicht zu dem Rest paßte.

Oh je.
Kreative Gedankengänge eines Kopfmenschen.

Ich suchte bei den ganzen Stichworten nach Emotionen, die vielleicht dahinter stehen können, denn ohne die geht es eben nicht. Plötzlich kamen wir auf Strümpfe zu sprechen.

Ah, da hakte ich gleich nach, denn er schien mir kein echter Strumpfetischist zu sein, der schöne Spitze anbetet.

Nein, dem war auch nicht so. Also, Strumpfhosen würde er ja toll finden. Ja, das Material fühle sich so schön auf der Haut an. Ja, man sei so schön eingeschlossen. Ja, Berührungen seinen durch das Strumpfmaterial noch Mal spannender. Aha... da hatten wir ihn ja. Strumpfhosen kann man ja nicht nur an den Beinen tragen, sondern auch am Oberkörper, wenn man ein Loch für den Kopf reinschneidet und die Arme in die Beinverkleidung steckt. Ob er das schon kannte? Nein, ich würde ihn nicht fragen, sondern ihm das einfach anziehen.

Irgendwann anders hatte er von einem Korsett gesprochen. Gut, er war sicher kein Typ für Feminisierungen, sondern dabei ging es um das Gefühl des fest Eingeschnürtseins. Auch dies fragte ich nicht nach, denn das war für mich klar, und die Frage hätte ihn wahrscheinlich eher verwirrt.

Das kleine Strumpfmonster wurde zunächst mit dem Korsett und dann mit Seilen fest eingeschnürt.

Natürlich bekam er auch noch einen Strumpf über den Kopf....

Urs gehörte mir, und es war ein wunderbares Spiel.
Aber meine Frage an mich selber war ja, wie mir das gelungen ist?

Manchmal sind es die richtigen Fragen, die das Gegenüber anregen zu erzählen. Manchmal muss man auch einfach nur richtig zuhören und ein wenig zwischen den Zeilen lesen.
Kann ich das denn so viel besser als andere?
Nein.

Aber ich habe inzwischen so viel Praxis und Routine, dass ich mich super entspannt auf mein Gegenüber einlassen kann, ohne mich selbst dabei reflektieren zu müssen oder Angst zu haben, irgendwas nicht zu können oder zu schlecht zu sein oder falsch verstanden zu haben. Es gibt wirklich nichts mehr, was man mir nicht erzählen kann.

Nein, das Wundern habe ich noch nicht verlernt. Natürlich kann ich das noch, aber ich habe keine Schubladen mehr, in die ich Menschen hin- und aussortiere.

Nein, ich kann nicht mit jedem Fetisch und jeder Phantasie was anfangen, aber ich kann mir alles anhören, und es ist mir nicht befremdlich. Vielleicht ist es diese Ruhe und das Selbstverständnis mit jeder „komischen“ Phantasie von mir angenommen zu werden, was viele Menschen schätzen.

Aber auch ich bin nicht die Göttin, denn exakt einen Tag nach der Strumpfsession kam wieder so ein Kandidat, der sich nicht fallen lassen konnte. Die Session war schön, aber ich gehe davon aus, dass er nachfolgenden Kolleginnen auch nur die technischen Inhalte wiedergeben wird, denn er war nicht voll drin. Na, das ist doch Mal ungewöhnlicher ein Abschluss für einen Blogbeitrag, was?

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