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Ich werde in der Regel skeptisch wenn ich klagende Sätze im Vorgespräch höre wie: „Ach, ich war ja schon bei einigen Kolleginnen und bin eigentlich immer enttäuscht worden!“ Kurz gedacht könnte ich mich geschmeichelt fühlen, dass er mir mehr zutraut als den anderen. Die erfahrene Domina weiß aber, das dem nicht so ist. Sicher kann auch mal eine Session nicht so gut sein. Oder es gibt auch mal eine Kollegin, die nicht begeistert ihrer Dominatätigkeit nachgeht oder eher Dienst nach Vorschrift macht.
Dann weiß ich immer schon, dass das Problem wahrscheinlich wo anderes liegt. Zumeist sollten Menschen, die immer die Schuld bei anderen suchen, lieber erst Mal bei sich selber schauen.
Nun, ich will hier nicht mit Binsenweisheiten kommen und schon gar nicht so hart über meine Kunden richten.
Ich kann den Wunsch nach einer ganz besonderen Session verstehen. Eine Session die sich sensationell anfühlt, und wo man nur noch so fliegt und Zeit und Raum vergißt. Ja, so soll es eigentlich sein.
Dazu muss die Domina die richtigen Knöpfe finden und der Kunde oder Sub muss sich auch fallen lassen. Und dies Fallenlassen ist nicht so leicht. Viele können das nicht und geben dann der Domina die Schuld, obwohl sie oft gar nichts dafür kann. Also, ich rede jetzt nicht so sehr von Sessions, die ich selber verhunzt habe, sondern ich mache mir meine Gedanken darüber, wie es im Vorgespräch öfter Mal zu diesen pauschalen Unmutsbekundungen kommt.
Ich will meine Domina-Freundinnen nicht von Schuld frei sprechen, denn gerade neue Kolleginnen können noch nicht alles wissen. Aber genau das sind ja die Damen, zu denen die Männer dann auch gerne hinrennen.
Verständlich, denn bei den sogenannten Jung-Dominas erlebt man noch ungewöhnliche Überraschungen und noch vermeindlich echte Leidenschaft und ehrliche Aha-Erlebnisse.
Sie entdecken sich ja selber erst bei und durch die Arbeit. Das hat sicher einen enormen Reiz. Und ich gönne ihnen auch den Kundenzulauf, denn am Anfang ist es sehr wichtig, wenn eine Domina gleich zu tun hat.
Auch muss ich zugeben, dass es Kolleginnen gibt, die mit Kunden Termine machen, obwohl sie schon am Telefon merken, dass seine Phantasien ihnen gar nicht so liegen. Warum nehmen sie ihn an? Weil sie das Geld brauchen? Ich beobachte das gerade in den Studios, wo sehr niedrigpreisig gearbeitet wird. Nein, ich will nicht sagen, das dort schlechter Service geboten wird. Dem ist definitiv nicht so.
In Berlin schwanken die Preise für dominante Dienstleistungen zwischen 100 und 300 Euro pro Stunde. Es gibt Studios, wo für 130 Euro die Stunde gearbeitet wird. Da die Frauen sehr hohe Abzüge haben, bleibt davon nicht viel übrig. Üblicherweise gibt eine Domina in den Studios 40% oder sogar 50% ab. Damit ist es aber ja nicht getan. Hinzu kommen noch 19% Mehrwertsteuer, Einkommensteuer, Krankenversicherung, Rente, Geld für Werbung, Telefon, Webseite, Fotos, Fetischkleidung, Steuerberater und optimalerweise auch noch Fortbildungen. Und es ist auch nicht so, dass wir jeden Tag 10 Kunden haben und dann mit 1000 Euro nach Hause gehen. Nein, es dreht sich eher um 1-3 Kunden. Und wenn die dann auch nur eine halbe Stunde bleiben, dann wird es finanziell schon eng. Um so enger natürlich, je niedriger der Preis.
So ist der Job eben. Blöderweise werden diese Sessions dann meistens auch nicht so toll. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn ich nehme mittlerweile keine Kunden mehr an, bei denen mir mein Bauchgefühl schon sagt, dass das nicht paßt. Damit fahre ich gut, und es bekommt mir selber auch sehr gut.
Und die 1-3 Kunden, die ich oben pro Tag oben erwähnt habe, möchte ich hier noch Mal kurz revidieren, denn ich saß vor Weihnachten mit einer Kollegin in einem Studio, und die hatte in der Woche nur einen Gast. Einen Gast in einer Woche! Ja, ich selber lebe davon, dass ich auf Reisen gehe. Wenn ich nur in Berlin arbeiten würde, würde das wahrscheinlich auch nicht langen. Also, die Lizenz zum Gelddrucken sieht anders aus.
Komme ich aber noch Mal zu den enttäuschten Kunden zurück. Helfen würde es uns auch, wenn im Vorgespräch etwas mehr erzählt wird, und vor allen Dingen ehrlicher erzählt wird.
Klar, ich weiß was damit gemeint ist und verstehe das auch, aber wir können nicht Gedanken lesen. Und jeder Hinweis gibt uns eine Anregung für die Gestaltung des Spiels. Wer viele Punkte nennt geht um so sicherer, dass die Domina sich ein gutes Bild machen kann. Wenn es sich um eine gute Dienstleisterin handelt, dann wird sie sicher nicht gelangweilt die einzelnen Punkte nacheinander abarbeiten. Aber sie behält sie im Hinterkopf und hat ein schönes Spielgerüst.
Also, genau die Kunden, die ja gar nichts vorgeben wollen, sagen dann auch noch gerne, dass sie tabulos sind und man ja alles mit ihnen machen könne. Und spätestens hier muss die Domina nachfragen, denn ALLES heißt dann komischerweise doch nicht ALLES. Wenn die Domina nicht nachfragt, sondern wirklich einfach Mal so drauf los spielt, ist die Enttäuschung schon vorprogrammiert. Und dabei hat sie exakt das gemacht, was der Kunde ihr gesagt hat.