Lessions in Lack

Buch von Nora Schwarz

Johanna Weber -- 23.06.2012   Themen: Kunst&Kultur

Das Bild das Buch von Nora Schwarz "Sessions in Lack" auf einer Spitzendecke liegend

Das Doppelleben beginnt, als die zwanzigjährige, Nora Schwarz, beschließt, ihr Studium nicht mit Kellnern oder Taxifahren zu finanzieren, sondern durch Jobben in einem SM-Studio. Ihr neuer Arbeitsplatz, das Medea, macht aus der unverdorbenen Studentin eine resolute Lady Elvira - ihres Zeichens Jung-Domina.

In dem biographischen Buch beschreibt die Icherzählerin ihre Lehr- und Herren-Jahre als Domina.

Sehr angenehm zu lesen. Besonders die illustren Metapher haben mir gefallen. Die Fähigkeit zum Umgang mit Worten sollte bei einer Kunstgeschichte und Germanistik-Studentin auch nicht verwundern.

Verwundert hat mich jedoch, dass es Männer gibt, die zu einer dermaßen jungen und im SM-Bereich so gut wie unerfahrenen Frau gehen, und sie als ihre Herrin anerkennen. Dies sage ich nicht, weil ich der Autorin das Talent absprechen möchte, sondern weil ich mir meine Gäste mit ihren zum Teil sehr komplizierten, verschachtelten oder komplett verborgenen Phantasien vorstelle, die ich selber in so einem zarten Alter niemals hätte durchdringen können. Doch es gibt sicher unterschiedliche Kundenkreise. Auch darauf wird im Buch gut eingegangen. Außerdem beschreibt die Autorin sehr schön ihre eigene Metamorphose zur Profi-Domina und macht den Prozess dadurch gut nachvollziehbar.

Interessant ist, dass sie bei aller Offenheit nur wenig Einblicke in die Veränderungen ihrer eigenen Sexualität gibt. Aber ich nehme ihr das nicht übel, denn es muss nicht alles transparent sein.

Die Session-Szenerien, die Kollegin Elvira beschreibt, sind sehr gut ausgewählt und erscheinen mit sehr real.

Ich habe sogar einige Anregungen erhalten. Besonders gefallen hat mir der Satz auf Seite 278: „Warum glaubst du, sollte ich mich mit dir beschäftigen?“ Auch die listigen Fangfragen, auf die der Sklave eigentlich keine richtige Antwort geben kann und somit die Strafe schon vorprogrammiert ist, werde ich wieder öfter einbauen. Die Methode dahinter wird im Buch wunderbar erklärt.

Etwas befremdet hat mich die Einstellung der Kollegin zum Thema Kaviar und Natursekt. Sie analysiert, dass es nicht nur den Kundentyp, der auf Schmerzen steht gibt, sondern auch den, der mittels Ekel seine zusätzliche Endorphinausschüttung bekommt. Es wird sehr deutlich, dass sie selber diese Praktiken abscheulich findet. Die ist ja überhaupt kein Problem, denn jede Domina hat bestimmte Vorlieben und Talente und auch Tabus. Um so mehr wundert es mich, dass die so gebildete und weltoffene Autorin, den Kolleginnen, die „dreckige“ Spielchen anbieten, eine Begeisterung dafür abspricht. Sie resümiert, dass diese Damen einfach nur eine geringere Hemmschwelle haben und diesen Service deshalb anbieten können.

Das Thema Lohn wird im Buch immer Mal wieder gestreift.

Allerdings gibt eine keine konkreten Zahlen, aber es entsteht der Eindruck, dass es sich um beträchtliche Summen handeln muss. Aus eigener Erfahrung, weiß ich, dass dies nicht so ist. Die meisten Dominas oder Sexworkerinnen sind froh, wenn sie gerade so über die Runden kommen. Der konträre Eindruck, den das Buch vermittelt hat sicher verschiedene Hintergründe. Zum einen verdient Lady Elvira sicher etwas mehr als viele Kolleginnen, denn sie ist wirklich etwas Besonderes. Zum anderen ist der angebliche Geldsegen wohl auch nur deshalb so riesengroß, wenn man diesen mit anderen Studentenjobs vergleicht, die ja ansonsten für die Autorin die Alternative gewesen wären.

Alles in allem ein sehr lesenwertes Buch, dass ich wirklich empfehlen kann.


Nora Schwarz, Lessions in Lack
Ullstein Verlag, ISBN 978-3-548-37378-2
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