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„Und, was machst du denn so?“ Der typische Beginn einer Partyunterhaltung in der Küche am Buffet. „Och, ich bin Prostituierte. Und du so?“ Mit dieser Antwort kommt der unbeschwerte Smalltak meist sofort zum Erliegen. Die umliegenden Gespräche werden plötzlich sehr ruhig, und alle Ohren rücken kaum merklich näher. Der arme Fragestellende steht nun vor der schweren Aufgabe, passend zu reagieren. Nie kommt dann die Antwort: „Och, ich bin Tischler - Hast du den Nudelsalat schon probiert?“ Nein, es kommt wahlweise: „Ach, ne Prostituierte habe ich mir aber ganz anders vorgestellt…“ oder „Ach so… ja, klar… ähm, warum nicht… aber du machst das doch freiwillig?“ oder nach betretenem Schweigen dann: „…wie ist das denn so? Kannst du auch mal „welche“ ablehnen. Also, du mußt doch nicht jeden machen, oder?“ und so weiter… und so weiter.
Solche ungeplanten Direktkonfrontationen auf Feierlichkeiten führen oft aber auch zu sehr langen und interessanten Gesprächen. Bevor sich jedoch die komplette Party-Küchengesellschaft persönlich erotisch offenbart geht es in der Regel um allgemeine gesellschaftliche Konventionen.
Das können die meisten Menschen nicht mal mit ihrem Partner, und viele können es nicht mal mit sich selber. Nein, ich meine damit nicht Selbstgespräche, sondern es geht mir um die Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen und Gelüsten. Selbst das findet sehr oft nicht statt.
Ich würde sagen, dass Erotik immer noch ein Tabu-Thema ist. Andere sagen, dass es sich dabei um etwas sehr Intimes handelt, was nur in der geschlossenen Zweierbeziehung Platz haben sollte und somit kein gesellschaftlicher Diskurs dazu gehöre. In der Öffentlichkeit findet das Thema eher statt als Geschlechtskrankheiten oder durch Spammails, die entweder Viagra anbieten oder wollüstige vermeintlich russische Frauen, die den einen Mann suchen, der es ehrlich meint… Von einem offenen, unkomplizierten Umgang mit dem Thema sind wir weit, weit weg.
Unser Berufsverband bietet nun an, sich mit Sexarbeitenden einfach nur zum Reden zu treffen. Inhaltlich kann sich das sehr unterschiedlich gestalten. Es kann ein unkomplizierter Talk mit einer spannenden Person sein oder neugierige Fragestunden, bei der die „Hure“ aus dem Nähkästchen ihres Berufsalltages plaudert. Aber es darf sich auch ein Austausch über das oben genannte Tabuthema entwickeln und die eigenen sexuellen Bedürfnisse kommen zur Sprache. Natürlich haben wir keine therapeutische Ausbildung, aber ich stelle fest, dass gerade Sexarbeitende im Gespräch bei vielen Menschen Türen öffnen, die sonst verschlossen sind.
Man darf über die eigenen erotischen Bedürfnisse sprechen mit Menschen, die sich damit auskennen und keine Berührungsängste haben.
Auch möchten wir mit dieser Aktion Vorurteile aus dem Weg räumen.
Aktuell sind ja keine LIVE-Treffen möglich wegen der Kontaktbeschränkungen durch Corona, aber wir bieten alle Arten von Online- oder Telefonkommunikation an.
Alle mitmachenden Sexarbeitenden agieren ehrenamtlich. Das Geld fließt zu 100% an den Berufsverband BesD und wird dort für die politische Arbeit verwendet. FÜR den Ausbau legaler Sexarbeit und Verbesserung der Arbeitsbedingungen auch für Marginalisierte und GEGEN Freierbestrafung und Einschränkungen, die Sexarbeitende in die Illegalität führen.
Hier der LINK zur Aktion -> Meet a sexworker