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Johanna: Du nennst dich ja Fräulein Angelina. Du warst da ja quasi dem Trend vorweg, denn aktuell ist es ja in Dominakreisen gerade in Mode, sich Fräulein zu nennen. Wie kam es bei dir dazu?
Angelina: Es gab damals gar nicht so einen festen Grund. Das „Fräulein“ sollte dann abgeschafft werden, aber für mich selber kann ich es ja nutzen, mir sozusagen wieder aneignen. Das ist dann fast ein Tabubruch, der mich extra reizt.
„Lady“ als Anrede fand ich nicht passend für mich. Ich bin ja gar nicht so distanziert. Ich bin eher verspielt. Mein Fräulein ist sexy und lustvoll und hat jede Menge Humor. Bei dem Begriff habe ich sofort Rollenspiele im Kopf - 50er-Jahre Hausfrauen-Look. *
Wie sieht der denn aus? Kittelschürze?
Nein, eher so Petticoat, Satin-Unterwäsche… so altmodische und Strapse, aber auch Lockenwickler und so ein geknotetes Kopftuch, Tellerrock, gepunktete Schürze, Bügelbrett… So eine Stepford-Wives-Optik.
Ich bin ja selber gar nicht die klassische Hausfrau und vom Rollenbild her ist das ja auch wirklich keine emanzipiertes Frau, aber auch hier geht es wieder um den Bruch darin. Und die Optik. Ich will die Geschichte erzählen von einer lustvollen Hausfrau, die Bock drauf hat Hausfrau zu sein. Das hat auch was Feministisches für mich. Wenn ich möchte, dann darf ich auch Hausfrau sein. Gerade im Spielkontext darf ich das. Ich darf das Klischee ja auch entfremden.
Die Rollendefinition zerbricht spätestens dann, wenn diese lustvolle Hausfrau dann mit ihrem Ehemann irgendwas Gemeines macht…
Da ist die verstaubte Hausfrau dann die Femme Fatale?
Ja, genau.
Ich mag diese Rolle, dass ich zuerst total freundlich bin und man sich in Sicherheit wiegen kann, und dann schlage ich zu. Verwandlung ist auch so ein Thema von mir.
Ich bin eher eine, die erstmal nicht so furchteinflößend ist, aber manchmal mag ich auch das. Sadistisch bin ich nicht, aber ich kann schon Leuten weh tun - wenn es in den Kontext passt. Wenn sich der Spielfluss so langsam steigert, und es fast so sein muss. Wenn ich merke, dass mein Gegenüber daran Freude hat. Da muss die Dynamik stimmen.
Und ich strippe auch ganz gerne mal in einer Session. Nicht in jeder und oft auch nicht komplett, aber das ist schon was, was mir Spaß macht.
Oder auch nur so teasen. Tease&Denial ist echt ein Schlagwort für mich. Ich liebe es, in den Rollenspielen diese Spannungskurven zu bauen.
Was ich so beobachte, du machst ja unheimlich viel Vorbereitung an Dekoration und Aufbau für eine Session.
Ja, das mache ich natürlich nicht für jede Session, aber wenn ich so eine Anfrage für ein ganz spezielles Rollenspiel habe, dann kann ich mich da voll reinsteigern.
Und dann will ich auch den Raum für das Besondere schaffen. Ich liebe den Overload.
Was heißt Overlaod?
Ein Szenario bis ins letzte Detail ausbauen. Ich kann dann auch nicht mehr zurück. Wenn ich diese Ideen schon habe, dann kann ich die auch nicht zuhause lassen.
Gibt es bei dir ungewöhnliche Fetische?
Neu ist ja mein Seidenfetisch, den entdecke ich gerade, und ich stehe außerdem ganz heimlich auf diese farbigen Spülhandschuhe. Ein eher bizarrer Fetisch.
Und was mich schon lange begleitet, ist meine Vorliebe für Nylon. Und da geht es nicht nur um Strümpfe, sondern ich mag auch Ganzköper-Nylons. Ich habe auch so einen Ganzkörperanzug.
Aus Nylon? Das dehnt sich doch nicht?
Nicht unbedingt im Sinne von echten Nylonstrümpfen. Das ist dann schon mehr wie eine Ganzköper-Stumpfhose oder so ein hauchdünner Catsuit. Ich will dieses Material dann am ganzen Körper spüren.
Und Strumpfhosen finde ich auch total geil. Strumpfhosen, und dann in offenen Schuhen, finde ich toll. Ja, meine allererste Berührung mit jemandem, der einen Fetisch hatte, war mit einem Strumpfhosen-Fetischisten.
Eine Freundin hat mal ganz entsetzt zu mir gesagt, dass es diesen Fetischisten ja gar nicht um mich geht, sondern nur um deren Fetisch. Wie siehst du das?
Ja, das mag für Außenstehende so aussehen, aber das ist ja ein Wechselspiel. der Fetisch funktioniert nicht losgelöst von mir als Person. Ja, das ist eine Form von Objektifizierung, aber ich mag auch gerne ein Objekt sein. Also, in diesem Kontext.
Es ist eben nicht egal, wer das macht.
Das passt ja auch zu deiner Vorliebe für Rollenspiele
Genau. Ich mag ja eh Tabubrüche in Rollenspielen. Die Mutter, die Pastorin, die Nonne oder sogar die Schwester. Letzteres gefällt mir besonders gut. Im Kopf kannst du das alles haben und im Spiel auch leben. Um Inzest geht es ja sogar in einem meiner Blogartikel. Es geht um ein Initiationsritual - der Junge wird zum Mann gemacht von der Mutter. Wobei es speziell dort auch noch um Blasphemie ging... Auch ein Tabu!
An Rollenspielen kann ich wirklich fast alles machen. Es hat bisher nichts gegeben, wo mir nichts eingefallen ist oder was ich abgelehnt habe.
Du bietest ja auch Coaching an. Wie muss ich mir das vorstellen?
Da ich Diplom-Psychologin bin, interessiert mich natürlich die Psychologie hinter dem Fetisch, den Vorlieben und Fantasien meiner Gäste und Klienten. Ich bin keine Therapeutin, aber ich denke, durch die jahrelange professionelle Beschäftigung mit BDSM und auch durch meine Ausbildung in Sexologischer Körperarbeit (Sexological Bodywork) kann ich einige Fragen beantworten, Lösungsansätze für bestimmte Probleme bieten oder einfach über sexuelle Inhalte oder aus dem BDSM-Nähkästchen plaudern. Häufig in Form von (vor allem zur Zeit der Pandemie) Telefonaten, aber natürlich auch real oder online. Das wäre dann eher so ein klassisches Gesprächscoaching.
Wo ich mich aber noch viel mehr sehe, ist eine Kombination aus solch einem Coaching und Berührung bzw. praktischer Umsetzung.
Also, ich hatte mal einen Klienten, der wollte über Selbstbefriedigung mit mir sprechen und seine Scham dabei, und das endete dann darin, dass er das vor mir gemacht hat. Oder ein anderer wollte sich von seinen inneren Zwängen befreien und das wurde dann nach längeren Gesprächen zu einem Ritual, bei dem ich ihn gefesselt habe, und er sich schließlich daraus befreit hat.
Fräulein Angelina -> http://fraeuleinangelina.de/index.html
Sexualcoaching -> http://fraeuleinangelina.de/sexualcoaching.html