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Die Überschrift dieses Blogs beinhaltet viele Überlegungen und Überwindungen für mich persönlich.
Ja, ich hab mich schwer getan mit dem Outing vor mir selber. Wer will schon pervers sein?
Die neuen Schlagzeilen haben diese Frage sogar zum Themenschwerpunkt für die aktuelle Ausgabe gemacht und provozieren mit der Überschrift des Heftes. „Pervers sind immer nur die anderen“. Da es sich bei den Schlagzeilen um ein sogenanntes BDSM- und Fetisch-Magazin handelt, kann man davon ausgehen, dass das Zielpublikum nicht unbedingt die Perversität nur bei anderen sucht. Es wird aber das Dilemma deutlich.
Was ist denn eigentlich pervers?
Herausgeber, Matthias Grimme, beginnt das Vorwort mit der Wortdefinition: “Der Begriff „pervers“ kommt aus dem Französischen, und dort ist er aus dem Lateinischen abgeleitet - perversus bedeutet verkehrt, verdreht. Im Deutschen wird es auf unterschiedliche Weise benutzt. meist mit einem abwertenden, diffamierenden oder zumindest eher negativen Anklang.“
Im Heft finden sich verschiedene Artikel und Gedankenspiele zu dem Thema. Interessant finde ich die Überlegungen von Matthias Grimme selber, der sich mit der in unserer Gesellschaft üblichen Abwertung des Andersliebenden auseinandersetzt.
Er spricht mir aus der Seele, wenn er daran appelliert, dass auch die Vorlieben, die man nicht teilt, ein Recht auf Akzeptanz haben.
Ich selber habe durch meine dominante Arbeit sehr viel gelernt, denn auch ich war früher nicht frei von diesen Vorurteilen und Bewertungsmustern. Ich will nicht großkotzig sagen, dass ich mich davon komplett befreit habe, aber es kommt mir kaum noch eine sexuelle Phantasie unter, die ich nicht zumindest akzeptieren kann. Bei den Vorlieben, die mich nicht anmachen, finde ich es in der Regel spannend zu sehen, was steckt dahinter und wie leben diese Menschen ihren speziellen Fetisch. Da kommt wieder meine kindliche Neugier durch.
Dummerweise können die meisten Menschen ja nicht so offen und unkompliziert mit ihrer Sexualität umgehen, wie ich es kann und auch tue.
Sex ist allgegenwärtig und doch ein Tabu.
Schon gar nicht kommuniziert man darüber , wenn man außerhalb des als „normal“ empfundenen noch andere Wünsche hat. Viele verdängen ihre Wünsche oder geisseln sich sogar selber dafür, denn „so was“ darf man doch nicht denken.
Ähnlich geht es auch der einen Autorin im Schlagzeilenheft. Sie fragt sich, ob sie sich mit ihrem devoten Leben schuldig macht, wo es doch so viele Frauen gibt, die von Männern misshandelt werden und sie aber exakt das von ihrem Partner will. Sehr spannende Gedanken, die ich als Feministin nur zu gut nachvollziehen kann.
Schön zu lesen ist auch der Artikel, wo eine SM-Liebhaberin von der Pausengestaltung in einer beruflichen Fortbildung erzählt. Nein, die Damen haben nicht in der Pause den Schuldirektor an die Tafel gekettet. Wir sind hier im echten Leben. Die Fortbildung fand zu Zeiten den Shades-of-Gry-Hypes statt, und in den Pausen gab es nur ein Thema. Auch ich erinnere mich mit Schmunzeln an meine ganzen Bekannten, die nach der Lektüre dieses Bestsellers zu wissen meinten, wie meine Arbeit aussieht. Naja, ich fahre mit dem Fahrrad ins Studio und nicht mit dem Hubschrauber, aber ansonsten stimmt sicher alles :-)
Gefallen hat mir auch der Bericht einer jungen Kollegin, die wegen ihres dominanten Nebenjobs eine wissenschaftliche Anstellung an der Uni verloren hat.
Ja, so verlogen ist unsere Gesellschaft immer noch - zu pervers für die Uni.
Die Dame ist mir im Übrigen persönlich bekannt, und ich bedaure, dass so viel Intellekt nicht der Menschheit in Form von Forschung zu Gute kommen darf.
Ich selber habe mich oft gefragt, was ich denn eigentlich für eine sexuelle Ausrichtung habe. Die Neigung sogar sich selber in Schubladen packen zu müssen, ist also auch mir nicht fremd. Mittlerweile sage ich sehr sicher und zufrieden, dass ich PERVERS bin. Wohin das Kopfkino der anderen Menschen bei dieser Aussage wandert, ist mir egal, dann wer wirklich interessiert ist fragt nach.
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