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Das Bühnenbild entsprach dem aktuellen Trend nach schlichter Sachlichkeit. Böse Zungen würden behaupten, dass es sich um Sparmaßnahmen nach Corona handelt.
Auf der Bühne standen drei alte Stühle.
Den Hintergrund bildeten lange mit Kreide beschmierte Platten, die den Eindruck vermittelten, als seinen sie vom Stück davor einfach noch nicht weggeräumt.
Doch dann kam Leben auf die kahle Bühne, und sie verwandelte sich in einen Picknickplatz.
Sechs Menschen veranstalteten eine Mischung aus Yoga-Happenig und Freiluft-Gespächskreis mit Snacks. Die Requiste hatte echt alles gegeben, denn die eine Yogamatte war sicher 20 jahre alt und mit Panzertape geflickt.
Die Menschen zu den jeweiligen Yoga-Matten waren ähnlich unterschiedlich von Kleidung und Temperament. Es wurde nicht erklärt, was sie da machen. Dies ergab sich im Laufe des Abends.
Die Gruppe trifft sich ein Mal im Monat, und alle erzählen Erlebnisse, die sie erotisch sehr bewegt haben.
„Es fällt mir halt nicht leicht drüber zu reden.“
„Uns auch nicht.“
„Ach, das kommt mir aber ganz anders vor. Ihr redet darüber als ob das was ganz normales ist.“
Das ist ja eines meiner Lieblingsthemen. Denn ich bin ja der Meinung, dass wir in unserer Gesellschaft nie gelernt haben über unsere eigene Erotik und Wünsche, Vorstellungen und Ängste dabei zu sprechen.
Gut fand ich, dass es nicht nur um heterosexuelle Erotik ging, sondern gleichgeschlechtliche Erlebnisse wie selbstverständlich in den Redefluss auftauchten.
Die üblichen blöden Sprüche kamen auch, aber genau das paßte dann auch wieder.
Es fanden sich ganz viele klassische Beziehungsvorstellungen, die sich ganz schnell in Luft auflösten und von anderen Themen überdeckt wurden.
„Ich bin verheiratet mit der Liebe meines Lebens…“ und schon in der Hochzeitsnacht wurde es komisch. Seitdem schießen beide die Augen beim Sex und denken an jemand anderen.
Es wurden in dem schnellen Hin und Her extrem viele Facetten der Sexualität angesprochen.
„Er hatte einen Fetisch, und den hat er auf mich projeziert. Zufällig.“
„Je besser man sich kennt, um so langweiliger wird der Sex.“
Und hier noch ein nicht ganz so ernstzunehmender Tipp zum Älterwerden und Sex: „Man darf nicht aufhören mit dem Sex sonst verliert man die Lust. Das ist wie beim Sport, man muss sich anstrengen.“
Ob, der schüchterne Mann mit dem Mini-Penis die Entdeckung verkraftet hat, und ob die pflegebedürftige Mutter des anderen ihre sexuellen Übergriffe eingestellt hat, würde sich beim nächsten Picknick rausstellen. Man verabschiedete sich mich den Worten: „Bis nächsten Monat.“
Von der Webseite der Schaubühne:
Autorin, Maja Zade, hat ein Stück über Intimität und urbane Einsamkeit geschrieben, über den Versuch, Unsagbares zu sagen, über das Verschweigen von Sehnsüchten und die Erotik des Darüber- Sprechens.
LINK -> https://www.schaubuehne.de/de/produktionen/reden-ueber-sex.html