Von der Angst zur Lust

Meine Herausforderung am Klettersteig

Johanna Weber -- 19.10.2012   Themen: Persönliches

Bild vom Einstieg des Caminito del Rai . der Klettersteig des Todes in Spanien

So muss es sich wohl für einige meiner Gäste anfühlen, wenn sie beim Vorgespräch nervös auf dem Stuhl hin und her rutschen. Das Herzrasen kann ich ja dann zu Beginn der Session spüren. Ja, es macht mich an, diese Angst zu spüren. Nennen wir es Nervosität. Ja, es kickt mich zu spüren, was ich und die ungewohnte Situation auslösen können. Eine Einladung zum Spiel für mich.

Da ich selber wenig devote Neigungen habe, konnte ich leider bisher nicht am eigenen Leibe erfahren, wie sich dies für den Sub anfühlt.
In meinem letzten Urlaub bin ich aber sicher sehr nah an dieses Gefühl rangekommen.

Spanien. El Chorro. Camino del Ray. Im Internet wird er der Wanderweg des Todes genannt.

Und es gibt auch ein beeindruckend und furchteinflößendes Video eines Wagemutigen bei der Begehung - LINK zu YouTube.
„Das muss sein,“ meinte mein Reisebegleiter, und ich meinte das auch.

Schon Tage vorher war ich nervös. Es verfolgte mich sogar im Schlaf. Ich wollte ja die Herausforderung, die damit verbunden ist.
Und ich wußte von früheren Erfahrungen vergleichbarer Art, wie wunderbar es sich anfühlt, wenn man es geschafft hat und Erlösung gefunden hat. Muss wohl bei einer Session ähnlich sein.

Als ich in voller Klettermontur am Einstieg des Steiges stand war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das denn wirklich eine gute Idee ist.

Meinem Reisepartner ging es ähnlich - das spürte ich. Er überspielte das aber vermeintlich lässig und stubste mich an begleitet von den Worten: “Na, wollen wir?“

Die blanke Felswand mit freischwebenden Metallstreben im Abstand von jeweils zwei Metern lächelte mich hämisch an. Früher führte ein Steg über diese Streben, doch davon ist nichts mehr übrig. Zum Glück hatten einheimische Kletterfreunde ein Drahtseil zum Sichern angebracht.

Da ich über ausreichend Klettererfahrung verfüge, sollte das eigentlich machbar sein. Wenn die Höhe nicht wäre... Wieso macht einem das eigentlich Angst? Man ist doch gesichert.

Frisch ans Werk. Das erste Stück war wirklich nicht schwer. Es ist alleine der tiefe Abgrund unter einem, der aus der Hangelpartie ein Abenteuer macht.

Das zweite Stück mußte frei geklettert werden. Dort wollte ich entscheiden, ob ich überhaupt weiter mache, denn wir hatten kein Seil zum anschließenden Abseilen mitgeschleppt und wir mußten dieses Kletterstück auch wieder zurück.

Der Fachkundige weiß - rauf ist immer leichter als runter.

Aber die Frage nach dem Rückweg mußte ich mir gar nicht stellen, denn dieses Kletterstück würde in einer Kletterhalle als Kinderroute gelten. Also, mutig voran.

Dann waren wir endlich auf dem eigentlichen Camino. Von Spaniern wird er liebevoll Caminito genannt, denn Verniedlichungen sind dort ja sehr beliebt. Niedlich fand ich den Weg dann doch nicht, aber es war wunderschön auf ihm oder seinen Resten zu wandeln.

Ich kann ja dann umschulen zur Klettersteig-Trainerin, sollte die Prostitution tatsächlich wieder verboten werden - zu der ja auch mein Berufsstand der Dominas gehört. In meinem neuen Job kann ich dann ähnliche Adrenalinschübe hervorrufen wie in meinem jetzigen. Leider fehlt der erotische Aspekt :-)


Links zum Caminito del Rai

Wikiperia -> https://de.wikipedia.org/wiki/Caminito_del_Rey

Youtube-Video -> https://www.youtube.com/watch?v=ZmDhRvvs5Xw

mittlerweile scheint der komplette Weg gesicht zu sein. Sehr Schade -> https://www.andalusien360.de/urlaub-reisen/ausflugsziele/caminito-del-rey

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