Eine unruhige Nacht, denn die lieben Kolleginnen von nebenan und gegenüber scheinen wahre Nachteulen zu sein. Es wurde auf dem Flur gelacht und laut mit den Kunden gescherzt.
Aber ich bin ja glücklicherweise schwerhörig, und kann einfach mein Hörgerät ausschalten.
Eigentlich sollen wir ja auch nicht in unseren Zimmern schlafen, sondern es gibt im 5.Stock extra Ruheräume für uns. Aber wie fast alle, wollte ich nicht umziehen. Wie fast alle, fühle ich mich in meinem Zimmer Zuhause.

Selbige Party-Kolleginnen fanden es dann aber unzumutbar, dass ich ab 11:00 (wohlgemerkt 11:00 Uhr und nicht 7:00 Uhr) versucht habe Kunden zu machen und damit für deren Schönheitsschlaf zu laut war.
Na, OK, ich bin hier Zaungast und die sind länger hier.
Wir einigten uns, dass ich morgens leiser bin und sie nachts.
Aber abgesehen von dieser Geschichte sind die Damen super nett. Sie haben mir sofort als ich gestern anreiste die Hand gegeben, sich vorgestellt und nach meinem Namen gefragt.

Das Durchschnittsalter hier auf meiner Etage ist ohne mich geschätzte 30 Jahre.

Also, weit weg von dem Bild, dass blutjunge "Mädchen" in den Laufhäusern sitzen und der Markt nur "Frischfleisch" will.
Die rumänischen Kolleginnen können übrigens auch ziemlich gut Deutsch und wissen auch ziemlich genau was sie tun. Naja, das ist das Bild, was sich mir hier bietet. Aber immerhin orientiere ich mich nicht am Hörensagen, sondern sitze ich in einem reichlich verruchten Laufhaus und arbeite hier selber mit.

Interessant ist ja, wie Lana von schräg gegenüber ihren gestrigen freien Tag gestaltet hat.
Sie hatte das Zimmer trotzdem gemietet - das kostet dann nur ein kleines Taschengeld, deutlich günstiger ist als ein Hotel. Die Bedürfnisse, was man an freien Tagen so machen möchte, sind natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ich z.B. würde ja an so einen freien Tag einen Ausflug nach Dänemark machen oder einen langen Spaziergang am Meer. Nicht so Lana. Sie war den ganzen Tag im Zimmer und guckte nur ab und zu raus, quatsche mit ihren Landsmänninnen oder auch mit mir, und schwupp war die Tür schon wieder zu....
Das habe ich in der Art schon öfter bei Kolleginnen auch andererorts beobachtet.
So kommt es sicher auch zu der weit verbreiteten Annahme, dass die armen Migrantinnen in den Bordellen eingeschlossen sind und ja gar nicht rauskommen.
Stimmt, die gehen oft wirklich nicht raus, aber sie könnten, wenn sie denn wollten.

Zurück zu mir und meinem Tagesanfang.
Ich hatte mir meinen Wecker auf 8:45 gestellt.
Dann klopfte es auch schon an meiner Tür.
Zoe stand dort in Jacke und Mütze.
"Ich fahre jetzt," sagte sie nur, "ich muss leider zurück nach Berlin."
Der Grund war triftig, und so verabschiedete ich mich herzlich von meiner Kollegin.

Ich zog meine Joggingsachen an und freute mich auf die Kiellinie. Ich kenne den Weg am Wasser noch von früher. Und besonders liebe ich die Seehundsstation, wo die possierlichen Tierchen ein großes Becken haben und man ihnen durch die Glasscheibe beim Rumschwimmen zuschauen kann.
Ich kam bester Dinge wieder im Eros-Center an.

Alles schien noch im Tiefschlaf, aber es geisterten schon vereinzelte Männer durch die Flure.

Aha, schnell noch einen Kaffee, und dann ran an die Arbeit.
Da ich hier anscheinend nicht ganz so angesagt bin bei den 50-Euro-Kunden, machte ich mich schnell fertig, denn es war bei uns auf dem Flur sonst ja noch keine da. Alleinstellungsmerkmal...

Boh, es ist echt nervig, immer wieder zu hören, dass 50 Euro zu viel ist, und ob nicht 30 auch gingen....

Aber hier im Eros-Center sind sich wirklich fast alle einig, dass der Start bei 50 Euro ist.

Ich höre jetzt schon die Stimmen, der Lesenden, die sagen: "Oh, schrecklich. Auch bei 50 Euro müssen die armen Frauen ja erst mal 2-3 Freier machen bis sie die Tagesmiete drin haben."
Theoretisch ist das richtig, aber
a) hat man die in 1-2 Stunden zusammen
b) versuchen wir ja Extras zu verkaufen. Wirklich jeder Handschlag kostet extra. Und die lieben Kolleginnen haben das echt drauf.
Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass es hier schon sehr viel um die sogenannten "Quickies" geht.
Nein, die Quickies finden wir nicht schlimm, sondern wenn Abgespritzt, dann fertig. Auch wenn das schon nach 5 Minuten der Fall ist.

Kollegin Carina hat sich extra so wunderbare Verkehrsschilder gestaltet. 30 und 40 in rot und durchgestrichen und 50 in grün. Ich war sofort begeistert. Die müßte es eigentlich in Serie geben.

So, und wie war heute eigentlich mein Tag?

11:00 Uhr - erster Kunde - 50 Euro

"Was machst du denn so?"
Ist echt die Standardfrage. Dann wird in der Regel noch um den Preis gefeilscht (...augenverdreh...) und dann wird aber doch 50 Euro gezahlt.
Der Herr war irgendwie etwas anstrengend, denn der Schwanz stand nicht so recht, und er kam dann auch nicht so wirklich zum Ende.
Der Herr ging dann zum Handbetrieb über... und wollte dann wissen wo er hin spritzen könne.
Oh, nee. Angespritzt werden ist echt was, wo ich nicht so drauf abfahre.
Aber, das hab ich schon gelernt: "Nee, das kostet extra...."

12:00 Uhr - nächster Kunde - 170 Euro

Er hatte meine Anzeige bei kaufmich gesehen und hatte extra seinen Lederbody mitgebracht. Ich solle ihn fesseln in seinem Lederbody und mich an ihm vergreifen. Und meine Atemreduktionsmaske dürfe ich auch noch anwenden bei ihm.
Leider habe er nur 170 Euro.
Das ist ja im Laufhaus schon eine Menge Kohle, und so freute ich mich sehr.

13:30 Uhr - nächster Kunde - 150 Euro

Ich wollte mir gerade einen Kaffee aus der Küche holen, da stand schon wieder einer vor meiner Tür.
Er wollte nur Massage und Analstimulation dann Facesitting.

14:15 Uhr - vierter Kunde - 100 Euro

Der eine ging zur Tür raus, da drängte sich schon der nächste in mein Zimmer: "Der hat sich vorgedrängelt!" kam es von ihm statt Begrüßung, "ich warte schon die ganzen Zeit."
Ich mußte fast lachen, aber ich habe ihn natürlich reingelassen.
Es scheint völlig normal zu sein, dass die einem dann beim Putzen nach der vorherigen Session zuschauen oder sich dabei schon anfangen auszuziehen.
100 Euro legte er sofort auf den Tisch.
Was er denn gerne machen wolle?
Och, das wisse er auch nicht.
Ach so...... !?
Dieses "weiß nicht" zog sich durch die ganze Session und so stocherten wir beide dann etwas im Nebel. Aber sowas beunruhigt mich inzwischen nicht mehr, denn ich zweifle inzwischen nicht mehr an meinen Fähigkeiten, sondern weiß, dass es wirklich Menschen gibt, die ganz schwer zu stimulieren sind, aber immer auf der Suche danach. Leider können diese sich meist auch nicht artikulieren, was sie denn so wünschen, fühlen, träumen...

So, jetzt aber Kaffee!!!
Nein, ein fettes Stück Kuchen.
Ich ging nach draußen und bummelte ein wenig durch die Stadt... war zu spät. Alle Cafes schon zu.

Als ich zurück kam begenete mir Carina und wollte gerade was essen gehen. Prima, da komme ich doch gleich mit.
Beim Essen klingelte mein Telefon. Ob ich denn heute Abend noch Zeit hätte. Er würde gerne eine schöne Session erleben...
Boh, was für ein Tag.

21:30 Uhr - Abschlusskunde - 200 Euro