De Wallen - Rotlichtviertel in Amsterdam

Und über das einzige Museum der Prostitution weltweit

Johanna Weber -- 17.10.2025   Themen: Studios Politik

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Ich habe ja vor, mal in Antwerpen zu arbeiten. Deshalb war ich zu einen zwei-wöchigen Sprachkurs in Amsterdam, und mein Niederländisch ist echt viel besser geworden. Natürlich habe ich in der Zeit nach dem Kurs nicht nur Vokabeln gelernt, sondern mich auch gut umgeschaut.

Das Rotlichtviertel von Amsterdam hat mich schon in meinen Jugendjahren angezogen.

Es hat mich immer erstaunt wie unbekümmert die Damen dort in ihrem rotbeleuchteten Schaufenster auf ihrem Stuhl sitzen, obwohl Menschenmassen von Touristen sie beim Vorbeilaufen angaffen. Ich fragte mich in jungen Jahren immer, wer sich denn bei dem Rummel traut bei einem der Fenster hineinzugehen. Aber Kolleginnen, die früher dort gearbeitet haben, erzählen einhellig, dass sie ohne Ende Geld verdient hätten. Wie auch immer man „ohne Ende Geld“ definiert.
Wie sieht es heute aus?
„Tagsüber ist es schwierig“, sagt eine Mitarbeiterin vom Prostitution Information Center - PIC direkt an der Oude Kerk. „Nachts hingegen läuft es sehr gut, und es sind alle Fenster ausgebucht.“ Die Anzahl der Fenster ist extrem zurückgegangen in den letzten Jahren, denn die Stadtverwaltung wollte eigentlich die Prostitution aus der Innenstadt weg haben.
Es ist mir ja echt ein Rätsel, wer auf solche Ideen kommt, wo doch das Rotlicht und die vielen Schaufenster der Tourimagnet sind. Aber es ist wohl mittlerweile echt zu viel mit dem Touri-Andrang. Ich mag das nicht einschätzen, aber so ganz von der Hand ist das nicht zu weisen. Abends ist wirklich oft kein Durchkommen mehr.
Aber sehr erfreulich finde ich, dass diesmal nicht die Prostitution das Problem ist, sondern der Massenandrang, besonders die Horden von britischen Männern, die dort einfallen. Ja, interessanterweise wurden mit überall nur die Briten genannt und nicht die Deutschen.

Die Amsterdamer Verwaltung hatte sich was Tolles überlegt und die Überfüllung im Herzen Amsterdams zu entschärfen:

Sie wollten ein großes Eros-Center außerhalb der Innenstadt bauen und die Schaufensterdamen dorthin auslagern.

Über diverse Etagen sollte dann das schmuddelige Gewerbe sich in allen Varianten zeigen dürfen, aber eben alles an einem Ort, und ansonsten ist die Stadt dann „sauber“.
Das Projekt ist aber gerade gestorben, wie mir gesagt wurde.
Unter den Sexarbeiterinnen in de Wallen sind die Meinungen dazu geeilt, die meisten wollen lieber dort im Zentrum in ihrem Fenster bleiben. Es gibt auch auf welche, die es satt haben, nur noch Touri-Dekoration zu sein und nicht mehr so viel Geld zu verdienen.

Einen der Tourimagneten habe ich mir auch angeschaut.

Das welteinzige Museum der Prostitution.

Im Museum selber wird aber erfreulicherweise nicht von Prostitution, sondern von Sexarbeit gesprochen. Die Darstellung der Arbeit in de Wallen ist auch zum großen Teil gut gelungen. Eine Sache fand ich jedoch echt schwierig. Es wurde ohne das zu hinterfragen die Mär der Prostitutionsgegner*innen übernommen, dass Sexarbeit der gefährlichste Beruf der Welt sei. Es wurden dort auch eine Hand voll Todesfälle im Verlauf der letzten 50 Jahre dargestellt. Diese Fälle sind auf jeden Fall tragisch aber aber ein Museum sollte doch etwas seriöser recherchieren und im richtigen Maßstab auf Gefahren und Probleme hinweisen.

Es gibt dort Originalzimmer, in denen früher gearbeitet wurde - natürlich mit Blick nach draußen. Und hinten sind verschiedene Arbeitszimmer. Eines mit großem Whirlpool und auch ein SM-Zimmer.

Auch gibt es gut gemacht Filme, die den Alltag der Kolleginnen beschreiben und sie vom Frückstücksbistro bis zum ersten Kunden begleiten.

Was mich wirklich begeistert hat in dem Museum, war ein dunkler Raum mit einem fiktiven Fensterbereich. Du konntest dich auf einen der üblichen Barhocker setzen, und vor dir lief ein Film, der die Vorbeieilenden zeigte. Ich konnte mich kaum losreißen, denn nach meiner Laufhauserfahrung in Kiel habe ich sofort alles wiedererkannt. Ein leicht verklemmter Herr mit Schiebermütze ging immer wieder vermeintlich unauffällig vorbei und gucke immer wieder zu den Damen, blieb kurz stehen aber ging dann gleich weiter. Ein anderer blieb selbstgefällig stehen und verhandelte mit den Händen. Der nächste verteilte Kussmünder. Ein Paar ging vorbei, und die junge Frau zerrte ihren Partner schnell weg da. Einer mit Anzug und Krawatte versuchte mit den Augen und Grimassen zu erklären, was er denn so vor habe….. Ich hätte mir das ewig anschauen können.

Es stellt sich dabei ja immer die Frage, wer guckt eigentlich wen an.

Und was habe ich gelernt?
Die durchschnittliche Verweildauer ist 6-15 Minunten. Das deckt sich ja mit meinen Laufhauserfahrungen aus Kiel.


INFOS

Prostitution Information Center - PIC
-> https://www.amsterdam.info/prostitution/pic-amsterdam/

Sehr gut gemachter Film über das geplante Eros-Center in Amsterdam
-> https://www.digitalwerk.io/construct-xplore/amsterdam-baut-grosstes-bordell-europas

Museum der Prostitution
-> https://www.redlightsecrets.com/


Blogbeiträge zu meinen Laufhauserfahrungen in Kiel

1.Tag - Arbeiten im Laufhaus in Kiel
-> https://johannaweber.de/blog/arbeiten-im-laufhaus-in-kiel-mein-bericht-tag-1/

2.Tag - Arbeiten im Laufhaus in Kiel
-> https://johannaweber.de/blog/tag-2-arbeiten-im-laufhaus-in-kiel-mein-bericht/

3.Tag - Arbeiten im Laufhaus in Kiel
-> https://johannaweber.de/blog/tag-3-arbeiten-im-laufhaus-in-kiel-mein-bericht/

Zweiter Besuch im Laufhaus
-> https://johannaweber.de/blog/laufhaus-in-kiel-2anlauf-im-eros-center-und-neues-konzept/

Abschlußbetrachtung
-> https://johannaweber.de/blog/abschlussbetrachtung-meines-laufhaus-aufenthaltes-in-kiel/

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