Erotik und Pop-Art

Ausstellung der Pop-Art-Künstlerin Donja Rahimzadiany

Johanna Weber -- 23.07.2014   Themen: Kunst&Kultur

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Ich weiß nicht was mich mehr fasziniert an Donjas Arbeiten - die auffällig bunten Pop-Art-Kunstwerke oder die extrem phantasievollen und sehr erotischen bis perversen Texte zu den Bildern?

„...Sie wandelt sich zum betörenden Monster... Es kommen Gummihandschuhe zum Vorschein. Sie streift sie sich über und balsamiert sie mit Gleitmittel ein. Ihre Hand gleitet in den Arsch des Scheintoten.

... Es ist genau seine Rolle. Nicht, dass das schon genug gewesen wäre - nein: sie schnallt sich einen unglaublichen Riesendildo um und fickt ihn! ...“
Selbst mir stocke kurz der Atem, als ich diesen Begleittext zum Bild Stiletto las.
Herrlich provozierend.
Ich war schockiert und doch magisch angezogen. Das Bild hat für mich natürlich eine ganz andere Bedeutung bekommen. Und so geht es sicher vielen Ausstellungsbesuchern.

Diesmal waren die Kunstwerke in einem Café in Berlin Schöneberg zu sehen. Mitten im Schwulen-Kiez. Die beiden Betreiber des Café Berio sind dementsprechend offen in sexuellen Dingen und außerdem der kreativen Kunst zugetan. In regelmäßigen Abständen verwandeln sie das ganze Café in eine Galerie. Die Eröffnung besagter Ausstellung, “SEARCHING FOR THE UNEXPECTED” fand mit großem TamTam statt und meine beiden Lieblingsbilder hingen gleich im Eingangsbereich. Das Foto oben zu diesem Beitrag zeigt meine beiden Favoriten, allerdings ist die Aufnahme von einer anderen Ausstellung der Künstlerin in der Boutique Bizarre in Hamburg.

Ich mag die Strahlkraft der beiden dargestellten Damen und die krassen Farben.

Die Idee, der turmfrisurtragende Marie Anoinette eine verruchte Augenbinde zu verpassen, finde ich gewagt und extrem pikant.

Ja, so was gefällt mir. Das andere Bild mit dem überlebensgroßen in pink, schwarz und Hut eingerahmten Kopf von Mary, Queen of Scotland, läßt mich ebenfalls nicht mehr los.

Und hier der Text von Donja dazu: „Maria, die als leidenschaftlich und feurig galt, verdrehte nicht nur in ihrer direkten Umgebung den Männern Scharenweise den Kopf. Von ihrem Mann wurde sie geradezu angehimmelt...“ Am liebsten würde ich eines der beiden Bilder in mein zukünftiges Domina-Studio hängen. Man muss auch noch Ziele und Wünsche haben.

Die Künstlerin würde dieser Ehrenplatz sicher freuen. Wir kennen uns noch nicht lange, aber es ist das gewisse schwer zu beschreibende Etwas, was mich an ihr begeistert.
Eine Freundin meinte, wir müssten uns unbedingt kennenlernen. Donja und ich hätten uns sicher viel zu erzählen. Ich weiß nach wie vor nicht an was die Freundin dabei gedacht hatte, aber womit sie Recht hatte, war dass wir gegenseitig von der Arbeit der anderen fasziniert sind.

Donja zeigte mir wie aufwendig es ist, eines ihrer Bilder herzustellen. Wochen und Monate gehen dabei ins Land.

Und Schritt für Schritt wird das Originalbild verfremdet. Verfremdet ist eigentlich nicht das passende Wort, denn das Ergebnis macht das Bild ja nicht fremder, sondern bringt es meiner Meinung nach eher näher.

Unglaublich fand ich auch, wie extrem unterschiedlich ein Bild wirken kann, wenn man bei einer Pop-Art-Darstellung nur eine einzige Farbe austauscht. Es braucht schon ein sehr gutes Fingerspitzengefühl, um zu ansprechenden Ergebnissen zu kommen. Extrem geschickt klickt Donja auf dem Computer herum und erzählte mir dabei, dass sie leider nicht so gut im Umgang mit Pinsel und Farbe sei, dass dann aber glücklicherweise Photoshop zu ihr kam. Nun, was daraus geworden ist, wissen wir alle.

Die Künstlerin sagt von sich selber, dass ihr Schaffen nichts mit Realität zu tun hat.

Soll es auch gar nicht. Sie liebt das Spiel mit der Parallelwelt, um sich darin emotional angenommen und geborgen zu fühlen.

Ist dies nicht beim SM oder bizarren Spiel genau so? Ich finde mich nicht nur in Donjas Worten, sondern auch in ihren Kunstwerken. Sie kreiert in erster Linie Bilder, um sich selbst zu überraschen. Um ein Abenteuer zu erleben. Um mit den Elementen eine Affäre einzugehen, sich in Leidenschaft und Ekstase dem Gestalten von etwas Schönem, Einmaligem hinzugeben.


Donja Rahimzadiany
42 Jahre, lebt und arbeitet in Berlin
Tochter eines Persers, der eine angesagte Champagnerbar im Herzen von West-Berlin betrieben hat
https://augenlust.tv/

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