"Johanna, ich bin schüchtern. Mach einfach irgendwas mit mir."

Über Fesseln mit Ketten und Handschellen und die Neuentdeckung von "Zuckerbrot und Peitsche"

Johanna Weber -- 04.04.2024   Themen: Ausgeliefertsein Anfänger Kompliziertes

Von oben herunterhängende Ketten mit Handschellen

Ich war erst total genervt von ihm. Eigentlich hatte er sich im Vorwege fast nichts gewünscht. Normalerweise frage ich da immer nach, aber wieso ich das bei ihm nicht gemacht habe, weiß ich auch nicht. Eigentlich wußte ich nur Folgendes:

Mein Outfit:

  • ein enger schwarzer Lederrock
  • Korsage
  • freizügige Bluse
  • High Heels

Zu seinen Vorlieben schrieb er folgendes:
"Ich stehe auf Fesselspiele mit Ketten, Handschellen und ähnlichem. Was ich nicht mag ist Kaviar, Natursekt und Behandlungen der Harnröhre."

OK, Kaviar und NS werden oft als NoGo genannt. Dahinter verbirgt sich mehr die Angst, ich könnte sie spontan anpissen oder Schlimmeres.
Aber die Harnröhre? Das Thema wird eigentlich nie genannt. Dass es sowas gibt, ist für Anfänger wohl eher unbekannt. Ich schloß daraus, dass er schon versiert ist und bei dieser Spielart festgestellt hat, dass sie ihm nicht liegt.

Dem war aber nicht so.

Er hatte eigentlich noch gar keine Erfahrung, sondern die Aversion gegen eventuelle Harnröhrenspiele stammte aus einer vor Urzeiten mißratenen urologischen Untersuchung.

OK, abhaken.
Hätte ich eh nicht bei einem Anfänger eingebaut.

Dann das Thema Ketten und Handschellen.
Ich mag ja Ketten und Handschellen zum Fesseln nicht so gerne. Im Kerker oder beim Zuchthausrollenspiel JA, aber ansonsten sind die so sperrig. und unhandlich. Und Schlösser und Handschellen kriegt man nicht so schnell wieder auf. Ich denke daran, dass Menschen ja auch mal einen Krampf bekommen oder gar ohnmächtig werden.

Nun aber zurück zu meiner Session.
Im Vorgespräch rückte er echt mit nichts rüber. Er sei ja beruflich immer dominant.... und er hätte ja auch schon mal eine Partnerin gehabt, mit der er gespielt habe, aber die wollte nie so recht aktiv sein, sondern lieber passiv. Und so mußte er dann immer aktiv sein.
Naja, im nachherin frage ich mich schon, was er denn da so gespielt hat? Aber ich weiß ja, dass die Einschätzung, wo SM anfängt, sehr unterschiedlich ist. Für manch einen zählt schon eine Anweisung an die Partnerin, die solle sich ausziehen und auf das Bett legen, als SM-Spiel.
Ich will das nicht abwerten, denn alles, was den Menschen Freude macht und das Liebesleben belebt, ist ja super. Und eigentlich ist es wunderschön, mit wie wenigen Mitteln Menschen glücklich sind.

Ich verplauder mich hier schon wieder.

Wie gesagt, rückte er echt mit nichts rüber. Meine Nachfrage nach den Ketten ergab dann, dass es auch Ledermanschetten oder Seile sein könnten..... ähm... ja. OK.

Meine Motivation sank in den Keller.

Dann sprach ich aber zu mir selber:
"Hey Johanna, du bist doch Profi. Der will, dass du hier alles in die Hand nimmst. Der hat keine Lust drüber nachzudenken, was er denn eigentlich möchte. Also, nimm das in die Hand!"
Und um mich selber aufzuheitern sagte ich mir noch, dass das dann sicher ganz schön werden wird. Das mußte ich mir sagen, denn der Herr hatte schließlich 2 Stunden gebucht. Und 2 Stunden NICHTS können schon hart sein. Und ich befürchtete, dass er in der Session genauso wenig lebendig sein würde, wie im Vorgespräch...
Genug gejammert.
Ich beschloss, dass ich ihn knacke. Also, dass ich rauskriege, was er gut findet.

Und es wurde dann wirklich eine erstaunlich schöne Session. Eine Session, die in meiner seit Ewigkeiten üblichen Manier anfing, und dann in meine lebendige, lebensnahe neue Art der Sessiongestaltung wechselte.
Was meine ich damit?
Zunächst mußte er nackt und mit verbunden Augen auf mich warten. Die Arme oben am Bondagering zum Festhalten. Und dann Warten. Warten mit dem Rücken zur Tür.
Ich liebe diesen Anfang.

Ich komme rein und ich sehe dann schon, ob die Person aufgeregt ist oder gelangweilt oder sonstwas.

Bei ihm war ich mir nicht sicher, ob das ein guter Anfang sein würde. Aber Volltreffer.
Es war nicht sofort zu sehen, aber nach einigen Umkreisungen habe ich ihn dann von hinten fest umklammert und spürte seinen hohen Herzschlag.....
Diese Anspannung kann natürlich nicht über 2 Stunden gehalten werden.

Und bei ihm bin ich dann übergegangen zum spielerischen Erklärbären.

Ja, ich mag das aktuell super gerne, dass ich den Leuten erkläre was ich gleich machen werde und warum. Dabei dürfen dann auch ganz sachliche Fragen gestellt werden und auch mal gelacht.
Das fand ich früher immer total komisch, dann da ist man ja komplett aus dem Sessionflow raus. Aber das stimmt gar nicht. Im Gegenteil. So hole ich auch Leute ab, die sich nicht fallen lassen können. Das war bei ihm aber gar nicht wirklich der Fall.

Er fand das mit dem Reden und Erklären super, und machte im Laufe der Session immer "dümmere" Sprüche - äh, ich wollte sagen immer "verwegenere" Sprüche. Also, dass es ja blöd sei, so gefesselt zu sein, denn er könne mich ja gar nicht anfassen. Und solcherlei wildes Kopfkino...
Natürlich ist genau das der Kick, dass er eben nicht anfassen kann.

Die Ketten habe ich dann am Andreas-Kreuz zum Fixieren eingesetzt, aber das war wirklich nicht so wichtig. Ich hätte auch einen ollen Gartenschlauch nehmen können. Er war eh schon voll im Spiel drin.
Schwanzabbinden war neu für ihn.
Ich muss mich auch immer wieder wundern, wie wenig die Menschen mit sich oder gemeinsam mit ihren Partnern experimentieren.... Aber dafür bin ich ja da. Ich mag auch gerne Anregungen mitgeben, für eventuelles gemeinsames zukünftiges Spiel mit anderen oder mit sich selber.

Obwohl er meinte, dass Anal wohl nicht so sein Ding ist, sprach er dann auf die Vibratormassage am Damm und am Anus sehr gut an....

Aha... da ist Potential für das nächste Mal.

Der echt abgedroschene Spruch von "Zuckerbrot und Peitsche" fiel mir hier immer wieder ein. Dieser Wechsel hat bei ihm super funktioniert. Ich konnte spüren wie sehr er auch die einfachen Berührungen und Streicheleinheiten genossen hat.
Er sagte nur seufzend, dass ihn so lange keine mehr angefaßt habe....
Aber Zuckerbrot und Peitsche.
Der Einsatz von Schlagwerkzeugen ging dann sogar soweit, dass er am Ende aufgespreizt auf dem Bett fixiert war und 10 Schläge mit der Peitsche auf dem Schwanz aushalten mußte.
Das war gar nicht meine Idee.
Ich hatte ihm mehrere Optionen zum Abschluss zur Auswahl gestellt. Und er hatte die Peitsche gewählt.
Und das war genau richtig.

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