Tag 3 - Bericht über drei Tage im Dominastudio

Nichts los - Das Schlimmste ist das Rumsitzen und keiner kommt

Johanna Weber -- 22.07.2023   Themen: Gedanken Studios Persönliches

Domina Johanna Weber mit einem schön gefalteten Handtuchstapel

Heute ist der dritte Tag meines Gastaufenthalts im Studio Nordic in Oldenburg.

Es ist 9:00. Ich sitze aufgestapst in der "Puffküche" und warte auf den ersten Gast.
Ein Wackelkandidat.
Wackelkandidaten nehme ich nur dann an, wenn ich eh auf Tagesmiete in einem Studio bin und da „rumsitze“. Da ist es mir dann egal, ob der kommt oder nicht.
Wie erkennt man Wackelkandidaten?
Tja, dazu müßte ich mal einen eigenen Blogbeitrag schreiben, aber das meiste ist Intuition. Die innere Stimme hat nicht immer recht, aber sehr oft.
Gerade in der Sexarbeit ist Intuition sehr wichtig. Diese professionalisiert sich über die Jahre. Das ist so wie eine erfahrene Gastronomiekraft schon spürt welcher Wein zu den jeweiligen Gästen und deren Essen paßt.
So ist es bei uns in der Sexarbeit auch.

Also, der Wackelkandidat ist nicht gekommen.. äh, erschienen.
Ich lösche ihn aus dem Studiokalender für die Zimmerbuchungen.
Nein, ich muss dafür nun nichts zahlen. Wir zahlen nur, wenn wir den Raum auch wirklich genutzt haben. Es gibt Tage, da sitzen wir die ganze Zeit in der „Puffküche“ und trinken Kaffee, und das Bordell oder Studio hat nichts davon. Es gibt aber sehr viele unterschiedliche Bezahlmodelle. Hier im Studio Nordic, kann ich entweder jeden Termin einzeln zahlen oder eine feste Tagesmiete oder Pakete über mehrere Tage machen. Ein sehr gutes Modell für uns Sexarbeitenden.

Ich bin eigentlich sogar ganz froh, dass der Wackelkandidat nicht gekommen ist, denn so kann ich jetzt in Ruhe alles aufarbeiten, was gestern liegen geblieben ist.
Ich hab ja hier in der Studioküche nun auch meine Ruhe.
Bin alleine.
Ich kann hier in solchen Phasen super gut Computerarbeit machen.

Gestern hatte ich ja tatsächlich 5 Termine. Das ist extrem viel für Oldenburg, und eigentlich auch für fast alle anderen Städte.
Aber in Oldenburg ist echt Potential. Dies nur zur Info für interessierte Kolleginnen. Es lohnt sich hierher als Gastdame zu kommen.
Ich muss aber zugeben, dass berührbare Damen mit Erfahrung hier hoch im Kurs sind, und andere hier auch schon den ganzen Tag gesessen haben ohne Termine. Aber hier kann man sich wirklich sehr gut was aufbauen. Und das Studio ist gut ausgestattet und man fühlt sich wie Zuhause. Und das darf man bei Inhaberin, Nica, auch.

Heute allerdings scheint der Wurm drin zu sein.
Der 11:30-Uhr-Termin hat nicht bestätigt.
Ich schicke ihm eine WhatsApp und frage nach.
Manchmal vergessen die das auch einfach.
Aber 13:00-Uhr bestätigt gerade. Fein.

So dann werde ich mich jetzt mal um den Wäschestapel kümmern.
Den habe ich ja auch verursacht.
Wie war das noch mit der Handtuchfaltanleitung? Ich schrieb gestern davon.
An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass ich den ganzen Tag Handtücher falte.
Ja, so aufregend ist die Arbeit in einem Dominastudio.

Der 13:00-Termin möchte Latex. Allerdings nur bei mir, und da so viel es geht.
Ich krame meine Latexsachen zusammen, denn ich will mit ihm gemeinsam auswählen, was ich anziehe. Gerade will ich alles auf das Bett im Spielzimmer legen, klingelt es an der Tür?
Es ist zwanzig vor.
Das wird doch wohl nicht mein Gast sein?
Doch, er ist es.
Normalerweis kann ich sowas gar nicht ab.
Aber heute bin ich total entspannt.
Ich bin zwar noch nicht fertig, aber das macht ja nichts. Er kann es sich ja im Spielzimmer schon mal gemütlich machen.

Die Session dann war einfach nur ein Traum.
Das Latexliebhaber meinte, dass er selber kein Latex anziehen muss. Es reiche ihm, das bei der Partnerin zu sehen und zu spüren. Ich habe ihn dann aber im Laufe der Session in ein Latextuch eingewickelt. Und siehe da….
Ich hoffe, er kommt mal wieder, denn ich habe so viele Ideen, was ich gerne mit ihm machen würde.

Kollegin, Nica, ist jetzt in der Klinik.
Weiß nicht, was das für eine Untersuchung war.
Nica und ich machen das beide schon so lange, dass wir gar nicht mehr über jede Session sprechen müssen. Das heißt nicht, dass wir nur noch Dienst nach Vorschrift machen, sondern dass es eine gewisse Professionalität gibt, und wir nicht mehr stundenlang Sessionnachbetrachtung machen müssen.

Dann ruft einer bei mir an, der will spontan Natursekt. Da ich gerade auf der Toilette war, paßt das nicht so gut. Aber Nica winkt mir von der gegenüberliegenden Tischseite zu.
Ich zum Telefonhörer: „Aber, ich hab da eine tolle Kollegin, die muss gerade und würde sich freuen.“ Er ist nicht abgeneigt und ich gebe das Telefon rüber zu Nica.
Geht klar.

Bis 18:00 hatte ich noch gut zwei Stunden Zeit. Zeit für die tägliche Joggingrunde.
Als ich zurückkomme, ist Nica weg. Ihre WhatsApp erklärt: „Gast ist nicht gekommen. Ich fahr nach Hause.“
Schade, dass der Kunde nicht gekommen ist, aber leider gibt es das immer öfter.
Deshalb arbeiten viele Kolleg*innen nur noch mit Anzahlung.

Jetzt muss ich mich aber beeilen.
Schnell duschen und umziehen.
Glanzleggins. Zum Glück will er ja eine für mich mitbringen.
Sowas kommt öfter vor, dass Kunden Sachen zum Anziehen für uns mitbringen. Es gibt Kolleginnen, die das gar nicht mögen, aber ich finde das klasse. Das ist für mich wie „Verkleidenspielen“ in meiner Kindheit. Und vor allen Dingen liebe ich die Reaktion, die ich bei meinem Gegenüber damit auslöse, wenn ich sein Traumkleidungsstück mit Leben fülle.
Aber daraus wird nichts.
Es ist 18:00 Uhr und er ist nicht da. Eigentlich kann man sich in solchen Momenten gleich wieder umziehen. Seine Nachrichten vor dem Termin waren schon sehr chaotisch. Das ist immer ein Zeichen von Wackelkandidat. Das Thema hatten wir ja schon. Wie schon erwähnt nehme ich die ja nur an, wenn ich sonst nichts im Kalender habe und eh im Studio sitze. Sollte sich ein vielversprechenderer Kunde zur selben Zeit ankündigen, dann sage ich dem Wackelkandidaten ab.
So einfach ist das.

Jetzt habe ich noch einen über WhatsApp am Start, der fängt jetzt an zu feilschen. Also, wenn ich hier eh rumsitze und einer ist echt total nett und es klingt nach eine tollen Session, dann lasse ich preislich mit mir reden.
Aber dieser ist eh schon super nervig.
Der muss voll zahlen - keine Diskussion.

Und nun schreibt er mir, dass er doch lieber zu seiner Nachbarin rüber geht, denn da kriegt er das ja alles umsonst. Na, da wünsche ich ihm doch viel Spaß. Boh ey, ich würde mich gar nicht trauen so einen Bullshit zu schrieben. Die Nachbarin würdigt ihn im echten Leben sicherlich niemals auch nur eines Blickes - sofern er überhaupt eine Nachbarin hat.
Normalerweise lese ich solche Nachrichten an mich gar nicht, sondern sperre diese Kerle. Aber manchmal, wenn ich Zeit habe, dann gönne ich mir das als Unterhaltungswert.

Tja, solche Tage gibt es auch.
Nun ein einziger Termin.
Mit das Schlimmste an der Sexarbeit in Bordellen oder Studios ist das Warten. Nein, es sind nicht die brutalen Kunden, sondern die Zeiten in denen wir auf Kunden warten und warten und warten... Das zermürbt. Und wirklich schlimm ist es, wenn du dringend Geld brauchst. Dann kann dieses Warten echt Panik auslosen.

Aber bei mir ist das heute nicht so wild.
Nur ein einziger Termin ist betriebswirtschaftlich für einen Gastaufenthalt zu wenig. Aber gestern habe ich ja dafür von morgens bis abends in Sessions verbracht und somit schon mal vorgearbeitet. Sowas nennt man ja Mischkalkulation.
Ich bin zufrieden.
Morgen besuche ich Freunde hier in der Gegend, und dann geht es mit einem prall gefüllten Portemonnaie nach Hause.
Und ich vier Wochen bin ich wieder hier.


Hier geht es zu Tag 1 meines 3-Tage-Berichts

Hier geht es zu Tag 2 meines 3-Tage-Berichts


Hier noch mal die Webseiten der erwähnten Kolleginnen und des Studios:

Studio Nordic -> www.studio-nordic.de

Nica Nordic -> www.studio-nordic.de/nica-nordic/

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