Von der Bruchbude zum Domina-Studio

Gruß von der Baustelle

Johanna Weber -- 24.05.2015   Themen: Studios

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Tempelhof - Remise im 2.Hinterhof - zwei Etagen mit eigenem Garten - 3fach schallisoliert.... und dann noch mit offizieller Bordell-Genehmigung. Klingt wie ein Traum.

Der Zustand des Gebäudes läßt allerdings etwas zu wünschen. Nun, dafür ist die Miete günstig.

Als wir den dritten Groß-Container mit Bauschutt gefüllt hatten wurde mir schon ein wenig mulmig, denn wo sollte das alles noch hin führen?

Seit vier Wochen sind wir am Renovieren. Das ist ja geradezu lächerlich im Vergleich dazu, dass wir über zwei Jahre nach einer Immobilie gesucht haben. Das Schwierigste waren dabei ja interessanterweise nicht die Vermieter, sondern die Baubehörde und die Stadtplanung. Ich dachte im Laufe der Suche schon, dass diese heimlich die gesamte Hauptstadt zur prostitutionsstättenfreien Zone erklärt haben. Ich weiß nicht mehr wie oft wir ein NEIN zu hören bekamen. Und nun ist es soweit. Die Baugenehmigung mit Nutzung als Dominastudio, Zimmervermietung und Schulungsveranstaltungen liegt vor mir auf dem Tisch.

Mit Feuereifer legten wir los mit dem Renovieren. WIR, das sind die Emma Steel, Velvet Steel und ich. Der „alberne“ Vorschlag, ich solle mich doch bitte von Weber in Steel umbenennen, wurde von mir abgelehnt. Dann hätten wir uns zwar Studio Steel nennen können, aber das LUX klingt eh viel besser, oder?

Wieso schreibe ich eigentlich von Renovieren? Richtig müßte ich sagen, dass es sich dabei um Abriss und Neubau handelt :-)

Am Anfang ging es echt zügig voran.

Klar, es macht enorm Eindruck, wenn man ruck-zuck die Decke in einem Raum rausgerissen hat, eine Wand weghaut oder die ollen Fliesen im Bad runterklopft. Da hat man abends das zufriedene Gefühl, echt was geschafft zu haben. Leider ist diese Phase jetzt abgeschlossen. Jetzt wird am Holzfußboden rumgefriggelt und die morschen Bretter ausgetauscht. Das dauert ewig. Zwei große Wände werden vom Putz befreit, so dass man das wunderbare alte Mauerwerk sehen kann. Staubig ohne Ende und man kommt kaum voran. Auch das Abschleifen des Beton in den Räumen im Erdgeschoss und das Jonglieren mit der Ausgleichsmasse, zog sich über Tage. Aber dafür sieht es jetzt großartig aus. Bin gespannt, wie das erst wird, denn der Tiefgrund drauf ist.

Ja, das wird schon was Besonderes, unser kleines Studio. Nun, so klein ist es auch nicht, aber es soll den privaten Charakter haben. Wir selber, die Kolleginnen und auch die Gäste sollen sich wohl fühlen. Unten gibt es zwei Spielzimmer. Ein sehr großes und ein kleineres, welches eher für bizarre Erotik oder tantrische SM-Spiele gedacht ist. Das große Zimmer hat fast 40m2 und wird von Beton-und Stahl beherrscht. Ein Zimmer nicht nur für klassische Dominanz. Wenn das Budget es zuläßt, dann wird das genial.

Glücklicherweise haben wir jede Mange Freunde und Unterstützer, die für einige Stunden oder sogar mehrere Tage zum Helfen kommen.

Selbst, diejenigen, die zwei linke Hände haben, wollen sich einbringen und kochen etwas für uns oder übernehmen einfache Arbeiten.

Ich bin wirklich gerührt über so viel Hilfsbereitschaft. Aber irgendwie freuen sich alle mit uns, dass wir es endlich geschafft haben, und es nun unser Traum Wirklichkeit wird.

Interessant war, was auf der Baustelle für versteckte Talente wach wurden. Mein alter Schulfreund, der sich als Experte für Fußbodenabschleifen und Tiefgrundbehandlung entpuppte. Im echten Leben leitet er die Software-Abteilung eines großen Unternehmens. Das körperliche Arbeiten hat ihm viel Spaß gemacht. Das sagen auch alle anderen. Gerade die lieben Schreibtischtäter oder puffsitzenden Kolleginnen hantierten am liebsten mit dem schweren Gerät oder hämmern begeistert auf dem Putz an der Wand herum. Es scheint so etwas wie ein Urinstinkt zu sein, dass wir doch gerne Mal was kaputt machen. Mir macht das auch riesig Spaß. Man ist abends so herrlich müde. Man hat endlich Mal wieder so richtig Appetit. Und irgendwie ißt man dann auch alles, und alles schmeckt so wunderbar bei uns am Picknicktisch im Vorgarten unserer Baustelle.

Ja, wir haben wirklich einen Vorgarten. Der zweite Hinterhof gehört komplett uns.

Ganz so romantisch ist es aber nicht, denn hinter dem Haus läuft gleich die Autobahn und dahinter kommt das Tempelhofer Feld. Glücklicherweise ja mittlerweile ohne Fluglärm. Um die Phantasien betreffend zukünftiger Outdoorsessions in unserem wunderbaren Garten etwas zurück zu pfeifen, muss gesagt werden, dass es drum herum schon noch Häuser gibt, wo Menschen wohnen und auch aus dem Fenster schauen.

Ich bin froh, dass Emma sich durchgesetzt hat, und bestimmt hat, die Decken in fast alles Zimmern raus zu reißen. Im obigen großen Raum kam eine wunderbares schräges Dach zum Vorschein... eine Raumwirkung ohne Gleichen.

Dass wir zwei Bäder haben wollen, darüber mußte nicht lange diskutiert werden. Die Fliesen sind raus. Es lagen dort historisch interessante vier Schichten übereinander. Tolle Arbeit von einer Freundin von Emma, die wie selbstverständlich mit dem Presslufthammer hantierte, unterstützt von der attraktiven Kollegin aus einem Bordell in Wilmersdorf mit der Schubkarre und Kollegin Emily, die extra ihre "Arbeits-Stilettos" angezogen hatte.

Unsere Zofe turnte auf dem Treppengeländer, um die Tapeten abzuzupfen.

Auf meinen Einwand, dass die Berufsgenossenschaft, das aber nicht sehen dürfe und ich mir doch ein wenig Sorgen um ihre Sicherheit machen würde, kam nur der freche Antwort, dass die Tapeten sich nicht von alleine von der Wand bewegen würden.... Ja, frech ist die freche Lotte. Und irgendwie ist es ja auch super, dass die Tapeten ab sind im Flur.

Der Flur ist übrigens der einzige Raum, wo wir nicht die Decken rausreißen und auch den Boden drin lassen.

Und ansonsten kommt es mir so vor als ob wir jeden Tag beschließen, noch etwas rauszureißen. Der Hausmeister fragte uns schon, ob wir das komplette Gebäude abtragen wollen :-)

Aber zur Eröffnung macht er höchstpersönlich den Grillmax. Das läßt er sich nicht nehmen. Na, da bin ich ja Mal gespannt.

Bevor wir loslegen konnten durften wir noch das ganze alte Mobiliar raus räumen. Das war ja vorher ein echter Bilderbuch-Puff. Also, zu Beginn dachten wir ja noch, dass für das eine oder andere Liebhaberobjekt ein wenig Geld bekommen könnten, aber bei Licht betrachtet, war das dann echt nicht mehr möglich.... Tja, die übliche Bordell-Ausstattung ist eben kein Luxus.

Interessant ist dabei ja, was Leute alles so gebrauchen können. Also, 10 Jahre alte Freudenhaus-Matratzen sind für geschenkt locker weg gegangen.

Auch die Nippes-Figuren und die Kunstrosensträucher. Die waren sogar der Renner, und schon 30 Minuten nachdem ich das online gestellt hatte, stand eine Dame bei uns im Hinterhof und nahm gleich beide mit.


Und hier die Adresse: LUX Ringbahnstr. 64 12099 Berlin

300m von U+S Tempelhof

www.studioluxberlin.de

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